Frischer Wind
Mein Freund und ich überlegten uns neulich, sportlich zu sein. Man kann nicht immer biertrinkend auf dem Sofa liegen oder alternativ in einer Kneipe. Vor der Praxis bedurfte es ausführlicher Theorie.
Der Freund bezeichnet sich gern als „international player“, was daher rührt, dass ich aus Deutschland komme und er eben nicht. Umso mehr tendierte er zu internationalem Sport.
Fußball jedoch lehnte ich sofort ab. Fußball spiele man nicht, man schaue es biertrinkend auf dem Sofa, womit wir wieder bei der Ausgangssituation landeten.
Tennis klang schon besser, wurde vom Freund aber einzig und allein auf Grund der engen und kurzen Röckchen, die man mir im Sporthandel kaufen könnte, vorgeschlagen. Nach weiterer Überlegung sah ich uns ohnehin als Kreisligakopie Graf-Agassi biertrinkend auf dem Sofa liegen.
Gegen Radfahren fielen mir nur schleppend Gegenargumente ein. Vor allem, weil wir im einzigen Ort der USA wohnen, welcher jemals Fahrradwege hervorbrachte.
Ich fragte, ob das Radeln nicht völlig überschätzt werde. Diese Radelei führe letztendlich nirgendwo hin. Nur einmal im Jahr würden viele dünne, halbgebräunte Halbleichen in einem großen Kreis durch Frankreich radeln, ab und an hinfallen, sehr enge Kleidung tragen und bei der Siegerehrung einen Plüschhasen geschenkt bekommen. Es mache keinen Krach, gehe über absurd hohe Berge und am Ende scheitere alles am falschen Sattel.
Ich schlug eine Abwandlung des althergebrachten Radsports vor: Zwei Teams von Radlern, alle schon völlig gerädert durch zu viele Radler, radeln aufeinander zu und wer als Erster vom Rad fällt, verliert und qualifiziert sich für ein Lanzengefecht zu Pferd. Das alles findet im Kolosseum zu Rom statt, Eintrittskarten sind völlig überteuert und mafiagesteuert…
Das tat der Freund natürlich als völligen Unsinn ab, zumal ich „Lanzengefecht“ nur unzureichend in die englische Sprache übersetzen konnte.
Unser Theoriegespräch wurde vertagt. Man kann es dem Freund eben nicht recht machen.