Das ist die Jane
Wenn ich Saft aus einer fast leeren Flasche in ein Glas schenke, möchte ich unbedingt, dass der gesamte Saft in das Glas passt, obwohl ich mir schon seit mehreren Jahren darüber im Klaren bin, dass das Glas irgendwann voll ist und der Saft überläuft.
Manchmal haut es aber trotzdem hin und ich beuge mich dann runter, so direkt vor das Saftglas, und schlürfe ein bisschen was ab, damit man das Glas transportieren kann und nicht alles verleppert.
Ja, ich sage "verleppern".
Ein englischer Herr im Terminator-Look mit Laptop, den ich einmal in Spanien kennenlernte, sagte eines Tages zu mir, ich sei "hierarchisch" und meinte damit, ich würde mein Leben nach zu erledigenden Arbeiten staffeln und das sei fürchterlich.
Dieser Herr sagte auch gern "Bald hat das Deutschsprechen ein Ende" und "Ich bin nie über meinen Vater hinweggekommen".
Wenn ich Bücher lese, mache ich das, weil ich mich leicht begeistern lasse von fremden Geschichten. Viele Menschen wollen, dass ich interpretiere und hinter die Fassade blicke und sie sagen mir auch immer wieder, dass es verschiedene Erzähler gibt. Mich interessiert das alles nicht, ich will doch nur die Geschichte.
Wenn in einer Rätselsendung nach Kennziffern auf Eierschachteln gefragt wird, springe ich zum Kühlschrank und gebe bis zur Antwort durch Herrn Jauch vor, schon die ganze Zeit gewusst zu haben, dass die 3 Käfighaltung bedeutet.
Wenn ich im Bett liege und fast eingeschlafen bin, fällt mir manchmal noch etwas ein, was ich gern machen würde, z.B. das Fenster öffnen oder ein Bier trinken. Ich weiß zwar genau, dass ich so oder so aufstehen werde, um die Idee durchzuführen, aber trotzdem spreche ich das erst einmal in Ruhe mit mir durch und versuche mich selbst zu überreden, vielleicht doch lieber einzuschlafen.
Wenn ich in einer Vorlesung sitze, besitze ich manchmal genügend Elan, um mitzuschreiben. Es kann vorkommen, dass der Professor seltsame Namen von fremden Erfindern, Autoren oder Kriegsführern benutzt, die ich noch nie gehört habe. Ich rätsele dann fürchterlich lange, wie man den Namen denn schreiben könnte, vor allem spanische oder französische Namen.
Einen meiner gewählten Vorschläge schreibe ich später ganz klein auf das Blatt Papier vor mir.
Später schaue ich heimlich zum Sitznachbarn und stelle vollkommen entsetzt fest, dass er den Namen nicht wie ich geschrieben hat. Damit mein eventueller Fehltritt nicht auffällt und verdeckt wird, lege ich mindestens zwei Stifte und ein Lineal quer über das ganze Blatt.
Wenn sich jemand hinstellt und freiwillig singt, oder zumindest nach Aufforderung singt, dann fangen mir die Augen an zu tränen, weil es mir so unangenehm ist. Ich habe auch ein bisschen Angst vor jedem Geburtstag, weil das Singen doch recht obligatorisch ist. Meine Oma ist knallhart: Sie ruft am Geburtstag an, wartet gar nicht erst, bis ich "Hallo?" sage, sondern scheppert sofort los. Bis zum absoluten Ende. Und dann ist immer ein Moment Stille, so lange eben, bis ich in ein völlig übertriebenes "Ooooommmaaaa! Das ist aber nett!" verfalle.
Ich höre gern laute Geschrubbmusik mit vielen Gitarren und viel Geschrei. Ein Freund fragte mich deswegen einmal, ob ich manchmal auch gut gelaunt sei.
Ich habe mir schon mindestens drei Mal länger als fünf Minuten überlegt, was das Pro und das Contra an dem selbststaubsaugenden Staubsauger ist.
Contra: Er kostet nicht nur viel Geld, sondern er ist auch rund. Er kommt somit in keine Ecken. Außerdem hat er keinen kleinen Greifarm, um auf Kommando ein Bier aus dem Kühlschrank herzufahren.
Zu Pro bin ich nie gekommen, weil ich das mit den Ecken und dem Bier kolossal schlecht finde.
Ich muss mindestens drei Minuten überlegen, wie man ein N spiegelverkehrt schreibt (als ich NIN auf den Tisch malte).
Ich besitze insgesamt zwei Packungen mit jeweils zehn Wachsmalstiften und eine kleine Packung Kreide. Bunt und Weiß.
Das war die Jane.
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