August 18, 2004

Wie ich einmal Konrad abholte


Neulich fuhr ich zum Flughafen, um Konrad abzuholen. Konrad ist mein vorübergehender Mitbewohner und fährt gern einmal ans Meer, um dort kleine Schildkröten beim Baden zu beobachten. 

Es war spät, der Flughafen klein und alle Geschäfte geschlossen.
Außer mir langweilten sich die Damen der Avis-Vermietung und ein dicker Chinese mühte sich mit einem Staubsauger in der Größenordnung eines Leuchtturms ab. 
Der Geräuschpegel störte die Klavierfassung eines Foo Fighters-Liedes doch sehr.

Ich zählte genau vier Gepäckbänder. 
Mein Lieblingsgepäckband war Independence 5817. Dem Namen nach zu urteilen war es sehr wahrscheinlich das Spezialband der NASA für Raumfähren. Ich sah schon halbnackte Raumfahrer kreiseln, als sich Independence plötzlich ausschaltete und statt dessen ein „Welcome to Savannah“ aufleuchtete. Independence hatte wohl Probleme mit dem Eintritt in die Erdatmosphäre.

Plötzlich tauchten Menschen auf.
An mir lief ein unheimlich großer und beängstigend dünner Amerikaner vorbei. Er trug Sportkleidung und etwas in der Hand, das doch schwer an einen Besteckkasten erinnerte. 
Kurz darauf schwebten zwei dicke Gazellen mit Zimtparfum an mir vorbei, weshalb mein Gehirn vorübergehend aussetzte. 

Als ich wieder zu mir kam, heulte eine Sirene los, rotes Leuchten in der Delta-Ecke. 
Ich wusste: Es war an der Zeit, dass Batman im Batmobil um die Ecke bog. Ich suchte nach dem geheimen B-Zeichen auf dem Teppichmuster, konnte aber keines finden.
Mindestens acht Passagiere eilten zum Gepäckband und holten ihre Koffer ab.
Als die Aufruhr ein Ende fand, blieb ein Karton übrig: Salted Duck Eggs. Made in China. 
Ich musste mich schon sehr wundern, wie jemand so ein kulinarisches Highlight liegen lassen konnte. 

Weit und breit kein Konrad in Sicht.
Mittlerweile kam die Konradwartezeit auf gefühlte 93 Stunden.
Die Durchsage, dass sein Flug eineinhalb Stunden Verspätung hatte, machte die Sache nicht besser. 
Ich schlenderte in das letzte Etablissement, was noch offen hatte, eine Sea Food Bar. 

Nach zwei Bier und Geräteturnen in Athen ging es mir schon viel besser und ich schlief entspannt in einem Schaukelstuhl ein.

Juli 28, 2004

In den U.S.A.


Wussten Sie, dass…

…Henry Ford den Motor und das Auto erfunden hat?
…wir in Deutschland das Lenkrad auf der rechten Seite haben?
…Chrysler Daimler aufgekauft hat?
…wir in Deutschland keine Handschaltung sowie Kupplung kennen und deswegen alle Automatik fahren?
…wir in Deutschland Angst haben, wenn man schneller als 80 km/h fährt?
…die besten Autos der Welt aus den USA kommen?
…man mit deutschen Personalausweisen kilometerlange Staus im Supermarkt verursacht, weil die verschreckte WalMart-Verkäuferin erst einmal zum Supervisor huschen muss, da sie das Geburtsdatum nicht finden kann?
…sich genau jene WalMart-Verkäuferin wundert, wenn sie denn das Geburtsdatum gefunden hat, dass es in Deutschland bis zu 31 Monate, aber nur 12 Tage gibt?
…Amerikaner immer und überall und zu jeder Zeit und rund um die Uhr erreichbar sein müssen, telefonieren, Nachrichten verschicken, Nachrichten hinterlassen, Bilder senden, Klingeltöne testen, Hintergrundbilder runterladen, über Handys sprechen, Handys vorführen und Handys anschauen? Und dass dies automatisch dazu führt, dass Amerikaner weltweit am meisten Ahnung von Handys und deren Gebrauch haben?
…alle Amerikaner deutsche Vorfahren haben und daher Deutsche sind?

Ich weiß das jetzt alles.
Bitte sagen Sie dem restlichen Deutschland Bescheid.

Juli 01, 2004

März 11, 2004

Mal wieder


Neulich stand ich an der Spüle. In der Küche, Wasser plätscherte, Spülmittel erzeugte Unmengen an Schaum und der Schwamm segelte so hindurch. Und dann, den Stöpsel galant gezogen, das Wasser entfleucht, bleibt der Löffel übrig! Dergleichen darf nicht mehr vorkommen, schnell Spülmaschine kaufen gehen im Kaufhaus an der Ecke. 

Herr Kaufhaus klärt mich auf: Gibt's in klein und in groß, Preise teuer, erst recht in D-Mark. 
Aber die ist ja weg, also keine Spülmaschine heute. Morgen auch nicht.

Löffel! Nochmal Glück gehabt!

März 01, 2004

Februar 03, 2004

Das ist die Jane


Wenn ich Saft aus einer fast leeren Flasche in ein Glas schenke, möchte ich unbedingt, dass der gesamte Saft in das Glas passt, obwohl ich mir schon seit mehreren Jahren darüber im Klaren bin, dass das Glas irgendwann voll ist und der Saft überläuft.
Manchmal haut es aber trotzdem hin und ich beuge mich dann runter, so direkt vor das Saftglas, und schlürfe ein bisschen was ab, damit man das Glas transportieren kann und nicht alles verleppert.

Ja, ich sage "verleppern".

Ein englischer Herr im Terminator-Look mit Laptop, den ich einmal in Spanien kennenlernte, sagte eines Tages zu mir, ich sei "hierarchisch" und meinte damit, ich würde mein Leben nach zu erledigenden Arbeiten staffeln und das sei fürchterlich.
Dieser Herr sagte auch gern "Bald hat das Deutschsprechen ein Ende" und "Ich bin nie über meinen Vater hinweggekommen". 

Wenn ich Bücher lese, mache ich das, weil ich mich leicht begeistern lasse von fremden Geschichten. Viele Menschen wollen, dass ich interpretiere und hinter die Fassade blicke und sie sagen mir auch immer wieder, dass es verschiedene Erzähler gibt. Mich interessiert das alles nicht, ich will doch nur die Geschichte.

Wenn in einer Rätselsendung nach Kennziffern auf Eierschachteln gefragt wird, springe ich zum Kühlschrank und gebe bis zur Antwort durch Herrn Jauch vor, schon die ganze Zeit gewusst zu haben, dass die 3 Käfighaltung bedeutet. 

Wenn ich im Bett liege und fast eingeschlafen bin, fällt mir manchmal noch etwas ein, was ich gern machen würde, z.B. das Fenster öffnen oder ein Bier trinken. Ich weiß zwar genau, dass ich so oder so aufstehen werde, um die Idee durchzuführen, aber trotzdem spreche ich das erst einmal in Ruhe mit mir durch und versuche mich selbst zu überreden, vielleicht doch lieber einzuschlafen. 

Wenn ich in einer Vorlesung sitze, besitze ich manchmal genügend Elan, um mitzuschreiben. Es kann vorkommen, dass der Professor seltsame Namen von fremden Erfindern, Autoren oder Kriegsführern benutzt, die ich noch nie gehört habe. Ich rätsele dann fürchterlich lange, wie man den Namen denn schreiben könnte, vor allem spanische oder französische Namen.
Einen meiner gewählten Vorschläge schreibe ich später ganz klein auf das Blatt Papier vor mir. 
Später schaue ich heimlich zum Sitznachbarn und stelle vollkommen entsetzt fest, dass er den Namen nicht wie ich geschrieben hat. Damit mein eventueller Fehltritt nicht auffällt und verdeckt wird, lege ich mindestens zwei Stifte und ein Lineal quer über das ganze Blatt.

Wenn sich jemand hinstellt und freiwillig singt, oder zumindest nach Aufforderung singt, dann fangen mir die Augen an zu tränen, weil es mir so unangenehm ist. Ich habe auch ein bisschen Angst vor jedem Geburtstag, weil das Singen doch recht obligatorisch ist. Meine Oma ist knallhart: Sie ruft am Geburtstag an, wartet gar nicht erst, bis ich "Hallo?" sage, sondern scheppert sofort los. Bis zum absoluten Ende. Und dann ist immer ein Moment Stille, so lange eben, bis ich in ein völlig übertriebenes "Ooooommmaaaa! Das ist aber nett!" verfalle. 

Ich höre gern laute Geschrubbmusik mit vielen Gitarren und viel Geschrei. Ein Freund fragte mich deswegen einmal, ob ich manchmal auch gut gelaunt sei. 

Ich habe mir schon mindestens drei Mal länger als fünf Minuten überlegt, was das Pro und das Contra an dem selbststaubsaugenden Staubsauger ist. 
Contra: Er kostet nicht nur viel Geld, sondern er ist auch rund. Er kommt somit in keine Ecken. Außerdem hat er keinen kleinen Greifarm, um auf Kommando ein Bier aus dem Kühlschrank herzufahren.
Zu Pro bin ich nie gekommen, weil ich das mit den Ecken und dem Bier kolossal schlecht finde. 

Ich muss mindestens drei Minuten überlegen, wie man ein N spiegelverkehrt schreibt (als ich NIN auf den Tisch malte). 

Ich besitze insgesamt zwei Packungen mit jeweils zehn Wachsmalstiften und eine kleine Packung Kreide. Bunt und Weiß.

Das war die Jane.