"The difference between stupidity and genius is that genius has its limits."
(Albert Einstein)
Duschköpfe in den USA befinden sich meist total festgeschraubt an der Wand, was das Duschen teilweise verkompliziert und das Putzen der Badewanne erst recht. Deswegen gebe ich dem Freund immer eine Flasche Putzmittel plus Schwamm mit zum Duschen, soll er mal ein bisschen schrubben.
Amerikanische Badewannen selbst sind extrem niedrig, was Baden recht öde macht, da ständig irgendein Bein oder Arm unsinnig hervorragt und empfindlich abkühlt. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, alle Körperteile gleichzeitig in so einer Wanne unterzubringen.
Fazit: Neulich stand ich also recht unmotiviert in der Dusche herum, als es an der Tür hämmerte. Wenn jemand an die Tür hämmert, schreit der Freund immer "You knock like the damn police!", was ich nicht nur auf dem Weg zur Tür dachte, sondern noch viel mehr als ich sah, dass tatsächlich die Polizei vor mir stand.
Zwei streng aussehende, schwarz uniformierte Polizisten, mit Knüppel an der linken und Handschellen an der rechten Seite des Gürtels. Was für ein Auftritt!
Ich muss eine leicht peinliche Erscheinung gewesen sein: Halb angezogen, halb in ein Handtuch gewickelt, ein Fuß ohne Socke, Haare undefinierbar zu einem Knäuel zusammengebunden, Mascara in der Hand, aber noch nicht auf den Wimpern.
In solchen Situationen vergesse ich gern, welche Sprache ich sprechen muss und fange grundsätzlich erst einmal mit einem ordentlichen "Guten Tag, wie kann ich Ihnen denn helfen?" an, inklusive Betonung auf das Wort Ihnen, um hervorzuheben, dass die Polizei nun wirklich das Letzte ist. Was ich für heute erwartete.
Polizist 1 schlitzäugelte mich an und fragte, wer ich sei. Ich gab eine kurze Zusammenfassung meines Lebens ("Germany!"), was aber sofort abgewürgt wurde mit der Frage, wo Tyler sei.
"Tyler? Meinen Sie Tyler, meinen Mitbewohner? ... Oh nein, das ist nicht mein Gatte, hahahaha, um Himmels willen, hahaha, ich meine HELL NO!"
Die Polizisten schauten mich immer sonderbarer an, stellten weitere ominöse Fragen und teilten mir anschließend fast schon höflich mit, dass sie in der Einfahrt neben ihrem Wagen warten würden. Fünfzehn Minuten später mussten die Polizisten wohl zum nächsten Donutüberfall und machten sich vom Acker.
Kurz darauf erschien der gackernde Freund, der sich nicht einmal ansatzweise beeindruckt zeigte von meiner heutigen Vorstellung in Cops, während ein sichtlich vorbeihuschender Tyler unverständlich etwas von "air filter" und "disappeared" murmelte.
Der Freund gackerte daraufhin noch viel mehr und klärte auf, dass Tyler einen Luftfilter im Wert von $60 von einem Autozubehörhandel hatte mitgehen lassen ohne die großzügige Videokameraeinrichtung des Ladens zu bemerken.
Tyler rannte derweil in die nächste Nachbarschaft, vergrub den geklauten Luftfilter hinter einem Busch, rannte wieder zurück und versteckte seine Bong unter der roten Kinderrutsche seiner Stieftochter.
Ein tolles Versteck, Tyler, unauffindbar für die nächsten Generationen.
Als die Polizei zurückkehrte, hatten sie auch Tylers Eltern, Donna und Bruce, im Gepäck. Donna wütete, dass es keine Hochzeit zwischen Tyler und seiner Verlobten Lisa geben würde, sollte sein Leben weiterhin so aus dem Ruder geraten. Bruce war außer sich vor Ärger über seinen mißratenen Sohn und redete wild auf den weinenden, inzwischen oberkörperfreien Tyler, die strengen Polizisten und das teilnahmslose Polizeiauto ein. Das ging dummerweise so weit, dass die Polizisten tatsächlich Mitleid hatten und Tyler nicht einsperrten. Nicht einmal der Knüppel kam zum Einsatz!
Zum Abschluss rief der Polizist, dass er keine Lust hätte, noch einmal dieses Jahr vorbeizukommen. Das erste Mal wegen Schießerei im Vorgarten, das zweite Mal wegen Bedrohung mit einer Waffe an der Tür und das dritte Mal wegen Prügelei mit Paul, dem Nachbarn, hätten doch nun wirklich gelangt, nicht wahr?
Tyler nickte beschämt. Bruce kochte aus den Ohren heraus, Donna weinte nun stellvertretend für ihren Sohn.
Der Freund und ich stiegen derweil in unser Auto, zündeten eine Beruhigungszigarette an und fuhren zum nächstbesten Zeitungsladen.
Zeit, mal wieder umzuziehen, vielleicht dieses Mal sogar in ein Apartment mit beweglichem Duschkopf und ausklappbarer Badewanne.
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