"Early morning cheerfulness can be extremely obnoxious."
(William Feather)
Vor einer Woche fing die Uni wieder an und leider erreicht die Hälfte meiner gewählten Kurse gesundheitsgefährdende Fadheit, so zum Beispiel das in aller Herrgottsfrühe stattfindende "History of Economic Thought". Um nicht negativ aufzufallen und den Schlaf fernzuhalten, habe ich eine neue Strategie entwickelt, nämlich ab und an den Stand der Langeweile auf Deutsch festzuhalten. Das veranlasst automatisch alle Nebensitzer, auch schnell in ihrem Block zu schreiben, man könnte ja etwas verpasst haben.
Ansonsten muss ich endlich in aller Öffentlichkeit zugeben, eine unausstehliche Morgenperson zu sein. Ich würde gern gegen sechs Uhr morgens triumphierend aus dem Bett hüpfen und erst einmal eine Stunde joggen gehen, dann duschen, frühstücken und auf dem Weg zum Auto alle freundlich zu einem kleinen Plausch einladen.
Jedoch entspricht so ein Denken reinster Utopie. Wenn ich erwache, ist der Erste, der ein Problem hat, der Freund. Er steht vor mir auf, macht Krach, schließt Türen nicht, lässt alle Lichter an und verwüstet die Küche. Wenn er mich aufweckt, zerdrückt er mich beinahe unter den drei Lagen Decke, von denen ich nachts komischerweise null Lagen hatte.
Jedoch entspricht so ein Denken reinster Utopie. Wenn ich erwache, ist der Erste, der ein Problem hat, der Freund. Er steht vor mir auf, macht Krach, schließt Türen nicht, lässt alle Lichter an und verwüstet die Küche. Wenn er mich aufweckt, zerdrückt er mich beinahe unter den drei Lagen Decke, von denen ich nachts komischerweise null Lagen hatte.
Einmal aufgestanden, ertaste ich den Weg Richtung Bad. Der Freund steht dabei ständig in meiner Bahn und lässt sich wegen seiner Größe auch nur schlecht rüpelhaft beiseite rempeln.
Jane: "Jetzt steh halt net so blöd rum!"
Freund: "What?"
Jane: "Coming through! Out of my way!"
Vor endgültiger Badezimmerbetretung frage ich zuvor extra noch einmal nach, ob es denn wirklich frei ist im Sinne von alleinige Benutzung durch Jane, was sofort bejaht wird, denn ein wenig Morgenphilosophie hat selbst der Freund schon verinnerlicht.
Maximale dreißig Sekunden später klopft es an der Tür, weil Männer anscheinend ein grundlegendes Problem haben, für fünf Minuten mal nicht vor einer Toilette zu stehen. Für solche Männer sollten eigentlich Falltüren oder verzwickte Labyrinthe installiert werden, die grundsätzlich weit weg vom Badezimmer führen (z.B. Richtung Sylt).
Meine Morgenmuffelei ist ein Kreuz der Vererbung. Schon mein Vater erreichte durch jahrzehntelange Morgenmuffelei einen Persilschein für erlaubte Stummheit und Unfreundlichkeit. Im Bad boxte er einen grundsätzlich vom Waschbecken weg und beanspruchte den Spiegel für sich allein, was sich auf Grund der geknickten Spiegelschrankoptik sehr negativ für weitere Gäste auswirkte. Fragen wurden mißachtet und irgendwann hörte man nur BAUFF bzw. das subtile Schließen der Haustür.
Meine Mutter hatte leider jahrelang die Einstellung, ich könnte eventuell eher nach ihr als nach meinem Vater geraten sein. Lerchenhaft zwitscherte sie aus der Küche heraus, wünschte lauter gute Morgen und stellte die obligatorische Frühstücksfrage, die vollkommen nichtig war, da ich in meiner gesamten Elternhauslaufbahn grundsätzlich immer zwei Nutellabrote geschmiert bekam.
Mutter: "Tschäi-häin! Was magstn Du auf das Brot heute?"
Jane: (keine Antwort gebend da Taubheitvortäuschung wegen zu weiter Küche-Bad-Entfernung)
Mutter: "Tschäi-häin! Wegen dem Broooohhhooooot! Mit Nutella?"
Jane (murmelnd): "Ja."
Mutter: "Ich kann Dich überhaupt nicht hören, kannst Du mal kommen?"
Jane (schreiend): "NUTELLA!"
Mutter: "Mit oder ohne Butter?"
Jane (ausufernd rufend): "Nie mit Butter! Nie Butter! Schmeiß die Butter weg!"
Natürlich war sehr oft trotzdem Butter auf dem Brot.
Trotzdem danke für die Brote.
Und danke für die Boxstunden.
Beides findet heute noch erfolgreiche Anwendung.
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