Fragwürdig
Am Sonntag hüpfte ein Gürteltier ohne Ankündigung aus dem Gebüsch am Straßenrand. Ich überfuhr es sofort und es machte knackende Geräusche. Mein Freund erklärte mir, dass mein Entsetzen keinen Sinn mache, denn unter Mexikaner gelte das Gürteltier als Delikatesse.
Ich stellte mir dann vor, wie ein Mexikaner an meiner Stelle erfreut angehalten und mit einem tragbaren Grill aus dem Auto gesprungen wäre. Abendbrot!
Wir fuhren also weiter, es begann zu regnen und die Pfützen wurden so groß, dass es Sinn machte, ein Boot zu kaufen. Amerikaner bauen leider mit der falschen Gullitechnik, denn Gullis werden hier gern am höchstgelegenen Punkt der Strasse platziert. Trotzdem beeinflusst der Regen die Unfallstatistik der Amerikaner kaum, denn sie rasen sich auch so gegenseitig in den Kühler.
Wir hielten an einer roten Ampel. Als sie auf grün schaltete, fuhr keiner los. Anscheinend blätterte jeder in einer Farbschablone. War wirklich grün? Oder doch heimlich rot? Was tun? Ich scheuchte die verwirrten Amerikaner auf, indem ich wild hupte.
Später hielten wir bei McDonald’s, mein Freund musste Pommes essen. Aus Respekt vor dem verstorbenen Gürteltier blieb ich hungrig und lutschte am Ketchup rum.
Als wir vor unserem Haus ankamen, bog meines Freundes Großmutter um die Ecke. Sie hielt eine Hundeleine in der einen Hand, einen großen Schlagstock in der anderen. Ich fragte sie, ob das nicht der Prügel für Angelausflüge sei, wenn man den gefangenen Fischen eins überziehen möchte. Sie lachte knarzig und erzählte eine ausufernde Geschichte über Tabletten und Überfälle, die ich nicht im geringsten verstand. Ich verabschiedete mich schnell Richtung Haus, machte ein paar Schnittchen und begann zu essen.
Der Freund ging leer aus, den schickte ich zur Autowäsche.
Guten Appetit.
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