August 22, 2005

Tschörmanie-Tschäin im Ausland


Der Hinflug
Die Schlange vor der Sicherheitskontrolle entspricht dem Stauaufkommen zwischen München und Hamburg. Was vielleicht damit zusammenhängt, dass jeder seine Schuhe ausziehen muss und in Socken darauf wartet, dass sämtliches Handgepäck von Nagelscheren befreit wird.
Im Flugzeug neben mir sitzt ein dickes Fräulein und schmökert in einem Buch mit dem Namen „Ehefrau im Herzen Gottes“. Abgesehen von ihrer Idee, während des Fluges grob geschätzte achtzig Mal aufstehen zu müssen, überlässt sie mir fast immer großzügig die linke Armlehne.
Die BASF-Tönung „Pures Orange“ der Pasta passt hervorragend zur undefinierbaren, dickflüssigen Sauce und lässt mich mein Entsetzen vergessen, dass die Stewardess zuvor kein obligatorisches Reinpusten in die Vorzeigeschwimmweste demonstrierte.
Ein Mann spricht mich an, erklärt mir, warum man immer geladene Waffen im Haus aufbewahren muss und ist geographisch ein wenig durcheinander:

Jane: „They do that in Brussels.“
Mann: “Haha, yeah, these people from Switzerland!”
Jane: “Haha….hä?”

Warten auf den Anschlussflug
Handys und ihre Vorzüge scheinen erst gestern in den USA angekommen zu sein. Wildes Testen aller verfügbaren Klingeltöne, Dauerklingeln und Stundengespräche im Schreimodus sind nicht verpönt.
Alle Männer über 20 tragen braune Sandalen, ungeachtet der Kühlschranktemperaturen, hervorgerufen durch den großzügigen Einsatz aller Klimaanlagen des gesamten Kontinents.
Ich bin die Einzige auf dem gesamten Flughafen, die

a) wegen der Mischung aus CNN und klassischem Geblubber einer Oboe beinahe aus dem Fenster springt,
b) schmutzige Schuhe trägt,
c) keinen fruity-creamy-leckerschmecker-daswürdeichauchalsDeonehmen-Milchshake wie ein Wüterich in sich hineinsäuft,
d) weder Katze noch Hund in Käfigen mit Pferdeboxausmaßen mitnimmt.

Auch die Frage, wieso man auf einem amerikanischen Flughafen Zigaretten kaufen kann, diese aber nirgends, nicht einmal im Niemandsland, also wirklich gar nirgends rauchen darf, stürzt mich in tiefe Verwirrung. Was ist das? Quälerei des internationalen Flughafenbesuchers? Werden die Schilder „Smoking Area“ genau dann in den Keller gebracht, wenn ich süchtelnd herumschlendere?

Mein Haus
Morgens gegen halb sechs kräht für ein bis zwei Stunden ein Hahn, obwohl ich auf keinem Bauernhof wohne. Mehrere Suizidvögel, die wie ein Siemenswecker klinge(l)n, prügelnde Katzen und zwölfhundert Rasensprenger tun ihr übriges. Im großzügig verlegten Teppich sinkt man einen Meter ein und ich bin versucht, mich gleich dort schlafen zu legen. Setzt man sich auf das Sofa, schaut am Ende nur noch der Kopf heraus. Ich vermute, dass dort schon einige Leute verloren gegangen sind.

Am Strand
Zunächst fällt mir der rosafarbene Nazihaarpudel auf, der von einer Bikiniamazone auf und ab getragen wird, vorbei an der Grundausstattung eines jeden Standbesuchers der USA: Zelt, Stühle, Bollerwagen, zwei bis drei Kühltaschen, Tisch sowie einer Kiste Spielzeug für die unterforderten Kinder. Wie 1. Mai.
Fazit: Schlechte Ausrüstung meinerseits. Durst.
Plan: Ein Stuhl. Viel Bier. 

Der Wal-Mart
Das Wort „riesig“ umschreibt so ein wenig die Ausmaße. Mit dem Einkaufswagen überfahre ich ein paar alte Damen an der Rinderbratengefriertruhe und gebe insgesamt 100 Dollar für so allerlei Lebensmittel (Bier) und sonstige Dinge aus (Stuhl mit Dosenhalter).
Immer wieder laufen kleine Leute vorbei und raunen ein „How are you doing?“ in meine Richtung, was zu völliger Überforderung meinerseits führt. Am anderen Ende des Wal-Mart rollt eine Frau circa drei Kilometer entfernt mit ihrem Wagen an mir vorbei und schreit „Excuse me!“ in ein Megaphon.

Selbst schuld, Jane, selbst schuld.

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